Der Giebelschmuck

Gestochener Blumenschmuck auf dem südlichen Torbalken

Der Giebelschmuck an den Niederdeutschen Hallenhäusern zeugt vom Stolz ihrer Besitzer. Hier wurde der bäuerliche Reichtum zelebriert, aber auch die Wertschätzung, die man den eigenen Gebäuden entgegenbrachte. Eine Scheune war normalerweise nicht sehr reich geschmückt. Anders die alte Scheune in Satemin. Sie zeigt Schmuckelemente an allen verfügbaren Stellen. Beide Torbalken, vorn und hinten, waren mit Inschriften versehen. Ebenso die Spruchbalken und die Kehlbalken, kurz unter dem Giebel. Blütenelemente, wie sie aufwändiger oft nicht an den Dorfhäusern zu finden sind, schmücken die Enden am Rehm. Selbst mit Farben hat man nicht gegeizt. Auf beiden Seiten der Scheune waren die Inschriften auch bemalt. So viel Aufwand für ein Haus, in dem hart gearbeitet wurde! Die Bauern müssen auf ihre Scheune stolz gewesen sein. Nach 184 Jahren allerdings ist manches nur noch zu erahnen. Die Hölzer sind stark verwittert und die Schriften nur noch schemenhaft zu erkennen. Immerhin konnten wir die Inschrift auf dem dorfseitigen und dem Wiesengiebel entziffern. Die genauen Farben muss noch eine Analyse der Restauratorin erbringen. Die Inschrift im südlichen Torbalken lautet:

„Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn alle Zeit den wird er wunderbar erhalten in aller Noth und Traurigkeit. Wer nur dem allerhöchsten traut der hat auf keinen Sand gebaut.“

Der Spruchbalken dorfseitig hat auch eine Inschrift, die wir allerdings bisher nicht entziffern konnten. Die Inschrift auf dem Torbalken zur Wiesenseite ist deutlicher lesbar. Hier sind auch noch Reste des mittigen Blütenornaments zu erkennen sowie Reste eines möglichen Farbauftrags. Der Spruch lautet:

„Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach, was hilft es, dass wir aller Morgen beseufzen unser Ungemach, wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit“

Es handelt sich bei den Inschriften um die ersten beiden Strophen eines Kirchenliedes von Georg Neumark aus dem Jahr 1657. Es hat über die Jahre Wandlungen erfahren und wurde vielfach interpretiert. Unter anderem hat Johann Sebastian Bach einige seiner Kantaten daran orientiert. Eine aktuelle Fassung findet sich im Evangelischen Gesangbuch (Nr. 369) und im aktuellen „Gotteslob“ als Nr. 424.

Über den kleinen Toren nach Süden steht „Bete und Arbeite“ und „Ein und Ausgang ….“ Weitere Inschriften konnten wir bislang nicht entziffern.

Das wichtigste aber: Im Torbogen wurden von den Zimmerleuten die Bauherren und das Datum des Richtens eingestochen. Deshalb wissen wir, dass die alte Scheune am 5. April 1837 gerichtet wurde. Bauherren waren die Bauersleute „Joachim Christoph Schulze und Anne Catharine Schulzen geborne Schulze“. So steht es auf dem dorfseitigen Tor. Auf der Wiesenseite heißen die beiden „Joachim Christoph Schulz und Anna Catharina Schulzen geborne Schulz“. Ob der Zimmermann sich vertan hat, es vielleicht unterschiedliche Zimmerer waren, die da gearbeitet haben? – wir wissen es natürlich nicht. Ob es zu Streit mit den Handwerkern geführt hat oder man solcherart Fehler damals in Kauf genommen hat?