Viele haben sich in den vergangenen Jahren für die Scheune interessiert. Viele sind um sie herumgeschlichen, waren fasziniert von dem alten Fachwerk, der Stimmung im Inneren die fast etwas Sakrales hat, wenn das Licht schräg durch die kaputten Fächer und den herausgefallenen Giebelbrettern scheint, es ganz still ist und nach Lehm, Stroh und altem Holz riecht. Die meisten Interessenten schreckten vor dem schlechten Zustand zurück. Von den Lehmfächern sind viele herausgefallen oder ausgewaschen. Das Dach ist undicht, zudem zum Teil mit Wellasbest gedeckt. Das Fundament an der Westseite ist abgesackt, die tragenden Eckstile hängen in der Luft, das Vierständer-Gebäude wird nur noch durch die inneren Wände getragen.
„Ihr habt ja Mut!“, haben einige aus dem Dorf zu uns gesagt. Es hörte sich eher an als meinten sie „Ihr seid ja verrückt“. Und vielleicht braucht es ein wenig Verrücktheit, vor allem aber Fantasie und Liebe zu alten Häusern und natürlich ein wenig Wissen und Erfahrung, um sich an die Scheune ranzuwagen. Vor allem aber braucht es ein Konzept, das zu dem Gebäude passt. Alle unsere Vorinteressenten wollten drin Wohnen. Die Lage ist einmalig. Am Rand eines beliebten Dorfes und doch ganz für sich mit freiem Blick in die Feldmark. Alle sind gescheitert. Es scheint als habe sich die Scheune gegen diese neue Rolle gewehrt. Jedenfalls wurde nie was draus.
Auch wir haben viele Jahre immer mal wieder über die Scheune gesprochen. Uns aber mit einem Seufzen und einem „lohnt sich das….“ wieder besonnen. Bis wir eine Idee hatten. Und auf einmal war alles ganz einfach. Die Scheune soll eine Scheune, also sie selbst bleiben. Nicht ganz natürlich, nicht nur um Leiterwagen und Einscharpflüge zu beherbergen, nicht um Gerste zu dreschen und Stroh zu häckseln. Aber ein Ort für Gewerbe, für Künstler und Kunsthandwerker. Töpferinnen, Textildesigner, Malerinnen, Bildhauer, sollen die Gelegenheit haben, hier auszustellen und zu verkaufen. Die Scheune als Ausstellungs- und Verkaufsort soll die kreative Vielfalt des Wendlands zeigen. Und da das nicht ohne das Dorf geht, ohne dass die Sateminerinnen und Sateminer die Scheune akzeptieren und teilhaben, soll sie auch für alle offen stehen. Als Dorftreffpunkt für Versammlungen, als Ort zum Feiern.
Die Scheune soll also zugänglich werden, begehbar, besichtigbar. Sie soll als eines der wenigen Gebäude in den 19 Rundlingsdörfern im Landkreis, die sich anschicken Unesco-Weltkulturerbe zu werden, öffentlich sein.